Ebenbilder. Sprache sehen

Welt übersetzen. Sprache lesen, hören, sehen in Thüringen

2022 erinnert das Luther-Land Thüringen an die Übersetzung des Neuen Testaments auf der Wartburg 1522 – und stellt neben der Sprache in Wort und Musik vor allem auch die des Bildes ins Zentrum. Anhand herausragender Objekte und Ausstellungen in ganz Thüringen lässt sich so auch die Auswirkungen der Übersetzung des Neuen Testaments in der Kunst aufzeigen.

Auf Spuren von Cranach in Thüringen

Hier eine fein ziselierte Kette am Hals der Prinzessin Sibylle von Cleve in Weimar, da ein hauchzarter Stoff, der die Gothaer Aphrodite kaum verhüllen kann, dort spritzendes Blut vom Rumpf des geköpften Täufers Johannes in Neustadt an der Orla. Was die Cranachs malten, malten sie mit viel Lust am Detail. Cranach der Ältere gilt als ein bedeutender Maler der deutschen Reformation, der, neben der Anfertigung zahlreicher Luther-Porträts und Gemälde führender Persönlichkeiten, auch reformatorische Schriften mit seinen Grafiken illustrierte. In seiner Werkstatt ließ er mehrere dieser Schriften und die Übersetzung des Neuen Testaments drucken. Zu Martin Luther und dessen Familie verband Cranach eine enge Freundschaft. Er war Trauzeuge und Taufpate des ersten Sohnes Johannes Luther. Darüber hinaus war Cranach der einzige Künstler, der Luther zu dessen Lebzeiten porträtierte. Cranach verband viel mit Thüringen, er heiratete eine Gothaer Bürgermeister-Tochter, hatte wichtige Auftraggeber wie die Stadt Neustadt an der Orla und in Weimar verbrachte Cranach d. Ä. seine letzten Lebensjahre, hier befindet sich auch sein Grab. Wer sich auf seine Spuren durch Thüringen begibt, kann zahlreiche und bedeutende Gemälde und Grafiken der Malerfamilie unter anderem in Erfurt, Weimar, Gotha und Neustadt an der Orla bewundern und sich 2022 auf großartige Ausstellungen in Thüringen freuen. 

Cranachs Bilderfluten in Weimar

Aus dem Depot in den Festsaal: Berühmte Werke aus der Cranach-Werkstatt ziehen ab 4. Juni 2022 in den Renaissancesaal der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Sie waren nicht mehr zu besichtigen, seit das Weimarer Stadtschlosses 2018 für einen umfassenden Umbau geschlossen wurde. Eine Heimkehr, denn einige der Gemälde waren schon vor 450 Jahren dort zu Hause. Die Ausstellung „Cranachs Bilderfluten“ zeigt Objekte von Lucas Cranach dem Älteren, dem Jüngeren und ihrer Werkstatt. Präsentiert werden Gemälde, Grafiken und Medaillen. Begleitet wird die Ausstellung von digitalen Angeboten wie auch einer interaktiven Station zur berühmten Luther-Bibel, die ebenfalls zu sehen sein wird. Von dieser Lutherbibel aus dem Jahr 1534 hat sich in Weimar ein ganz besonderes Exemplar erhalten, das nach dem Druck farbig gestaltet wurde und dadurch aus dem ohnehin sehr aufwendig hergestellten Buch ein wahres Prachtexemplar machte. Seit 2015 ist dieses Exemplar zusammen mit anderen Schriften Martin Luthers Teil des UNESCO-Weltdokumenterbes.  Im Kontext des Jubiläums „500 Jahre Bibelübersetzung“ zeigt die Ausstellung die berühmte Weimarer Lutherbibel von 1534 mit ihren prächtig kolorierten Illustrationen. Die Schau bietet eine reflektierte und gegenwärtige Auseinandersetzung mit der Sprachleistung Luthers und der Bildleistung Cranachs. 

Sprachexplosionen

Unter dem Titel „Sprachexplosionen“ fasst die Klassik Stiftung Weimar ab 6. Mai 2022 einen Parcours zu Ehren der Wortkünstler Goethe, Schiller und Wieland zusammen. Mit Interventionen im Stadtraum, bewusst provokativen Wortprojektionen und Animationsfilmen in verschiedenen Museen, darunter die Dichterwohnhäuser, soll die Neugier gerade beim jungen Publikum geweckt werden. Dafür werden die Erdgeschoss- Zonen des Schiller- und Goethehauses in neuer Form für das Publikum geöffnet, und das bei freiem Eintritt. Unter dem Titel „Wieland. Weltgeist in Weimar“ rückt eine Ausstellung vom 13.5.-14.8.2022 im Goethe- und Schiller-Archiv den heute weniger bekannten Schriftsteller ins Licht der Öffentlichkeit. Ab 4.9.2022 öffnet das frisch renovierte und mit neu konzipierter Dauerausstellung ausgestattete Wielandgut im zehn Kilometer entfernten Oßmannstedt.

Verschollene Meisterwerke in Gotha 

Die Liebe verbindet die Stadt Gotha mit Cranach dem Älteren. Hier lernte er die Tochter des Ratsherren, Barbara Brengebier, kennen, welche er 1512 zur Frau nahm. Noch heute heißt das Wohnhaus der Familie am Hauptmarkt „Cranach-Haus–. Das Herzogliche Museum Gotha zeigt eine einzigartige Kunstsammlung, inklusive zahlreicher und bedeutender Gemälde und Grafiken der Malerfamilie.  Eine echte Premiere der Meisterwerke des „Wunders von Gotha“ ist im Herzoglichen Museum in Gotha noch bis zum 22. Mai 2022 zu erleben. Gemälde wie Holbeins „Heilige Katharina“ oder van Dycks „Selbstbildnis mit Sonnenblume“ schmücken die blauen Wände des Herzoglichen Museums in Gotha. Sorgfältig restauriert und hochwertig gerahmt werden die Werke neben anderen einzigartigen Kunstwerken in der großen Sonderausstellung „Wieder zurück in Gotha – Die verlorenen Meisterwerke“ gezeigt. 

Alle Informationen zu Veranstaltungen und Ausflugstipps sowie inspirierende Geschichten zum Thema gibt’s auf der Webseite weltkultur.thueringen-entdecken.de und bei der Thüringer Tourismus GmbH unter der Rufnummer +49 (0) 361-37420, per Email an service@thueringen-entdecken.de und unter www.thueringen-entdecken.de