Das Grüne Band in Thüringen

Natur kennt keine Grenzen

„Natur kennt keine Grenzen“ heißt eine gemeinsame Kampagne des Thüringer Umweltministeriums und der Thüringer Tourismus GmbH mit dem Ziel, das Grüne Band als Reiseziel zu entwickeln. Die ehemalige Grenze trennte von 1945 bis 1989 ganz Europa. Damit war das Gebiet über Jahrzehnte für Menschen unzugänglich und so konnte ein spezielles Biotop entstehen, in dem seltene Arten einen Lebensraum gefunden haben.

Heute ist es ein lebendiges Denkmal der Geschichte und eine Schatzkammer der Artenvielfalt. 2018 wurde das 763 km lange Grüne Band von Thüringen als erstem deutschen Bundesland zum Nationalen Naturmonument erklärt.

Thüringen als Vorreiter in Sachen ökologische Schutzzone am Grünen Band

Naturschützer aus Thüringen und dem angrenzenden Franken waren es, die gleich nach dem Fall der Mauer im November 1989 erkannten, dass die Grenzanlagen zwar abgebaut, die Natur aber geschützt werden muss. Über die Jahre hatten sich hier beispielsweise die sonst sehr selten gewordenen Vogelarten Braunkelchen, Raubwürger oder Neuntöter angesiedelt. Bereits am 9. Dezember 1989 beschloss der Bund Naturschutz bei seinem ersten deutsch-deutschen Treffen in Hof eine Resolution zum Schutz und zur Entwicklung des Grenzstreifens, die bis heute Bestand hat. Der Name „Grünes Band“ war geboren. Auf insgesamt 1.193 Kilometern zieht es sich heute als ökologische Schutzzone durch Deutschland, von Travemünde an der Ostsee bis an die Grenze zu Tschechien bei Hof. Mit 763 Kilometern hat Thüringen den größten Anteil daran. Als erstes deutsches Bundesland hat Thüringen Ende 2018 – zum 19. Jahrestag des Mauerfalls – seinen Anteil des Grüne Bands als Nationales Naturmonument ausgewiesen.

Eine Schatzkammer der Artenvielfalt

Heute ist das Grüne Band eine der ganz großen Erfolgsgeschichten der Wiedervereinigung, ein lebendiges Denkmal der Geschichte und eine Schatzkammer der Artenvielfalt. Über 1.200 Arten der Roten Liste Deutschlands finden sich hier. Einige davon kann man auf verschiedenen Wanderungen am Grünen Band erleben.

Wandern und Radfahren durch das Nationale Naturmonument 

Mehrere Wanderrouten führen durch das Nationale Naturmonument Grünes Band und führen Besucher zu Wäldern, Wiesen, Flusstälern und Aussichtspunkten. Die einmalige Verbindung von Natur und Geschichte machen es zu einem ganz besonderen Ort. Auf einer Fläche von 6.500 Hektar leben hier rund 1.200 vom Aussterben bedrohte Arten. Wandertouren führen durch die Region Eichsfeld, die Thüringer Rhön und den Thüringer Wald. Auch per Rad lässt sich der Grünstreifen gut auf dem Radfernweg EuroVelo 13/Iron Curtain Trail entdecken. Egal ob zu Fuß oder per Pedes: Besucher erwartet eine großartige Landschaft und Grenzmuseen, die Einblicke in die Zeit der Trennung und des Lebens Deutschlands an der Grenze geben.

Kleines Berlin im Thüringer Wald 

Mödlareuth im Thüringer Wald wird oft als „kleines Berlin“ bezeichnet. Genau wie sein viel größerer Namensvetter war es Jahrzehnte durch eine Mauer in zwei Hälften geteilt worden. Das Dorf hatte lange Zeit einen bayerischen und einen thüringischen Teil, wobei der kleine Tannbach die Grenzlinie markierte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dies zu einem Problem: Der bayerische Teil wurde unter amerikanische Verwaltung gestellt, während der thüringische Teil in die Sowjetzone eingegliedert wurde. Heute sind etwa 100 Meter der Mauer in „Little Berlin“ als Denkmal erhalten. Sie gehören zum Deutsch-Deutschen Museum im Dorf. Jährlich besuchen rund 80.000 Menschen Mödlareuth, in dem nur rund 40 Einwohner zu Hause sind.

Der Schieferpfad am Grünen Band – auf den Spuren des „Blauen Goldes“

2008 wurde im Thüringer Wald Schiefer abgebaut. „Blaues Gold“ nannten die Einwohner das typische Gestein, das in diesem Jahr unter Federführung des Berufsverbandes Deutscher Geowissenschaftler (BDG) zum Gestein des Jahres gekürt wurde. Mit der Schließung der letzten Schiefergrube ging eine jahrhundertealte Bergbautradition zu Ende – aber nicht verloren. Denn heute führt der sogenannte Schieferpfad durch den Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale. Unterwegs kommt man unter anderem an ehemaligen Abbaugebieten vorbei, die eine ganz eigene Kulturlandschaft erzeugt haben: berghohe Schieferhalden, die heute mit Bäumen und Moos bewachsen sind, und kleine Seen,
die in ehemaligen Tagebaulöchern entstanden sind. Hinzu kommt eine beeindruckende Tierwelt, verschiedene Museen zur deutschen Geschichte und zum Schieferbergbau, zahlreiche Infotafeln zur Geologie und technische Denkmäler, wie etwa der „Historische Schieferbergbau Lehesten“ im Geopark Schieferland. Der Schieferpfad startet in Probstzella am Grünen Band, wo man im DDR-Grenzbahnhof-Museum alles über die Aus- und Einreisemodalitäten und die vielen Fluchtversuche aus der DDR erfahren kann. Wer den insgesamt 56 Kilometer langen Schieferpfad komplett abgehen möchte, braucht dafür drei bis vier Tage. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es in den Orten am Weg, in Lehesten, Probstzella, Gräfenthal und in Ludwigstadt.

Ländliche Idylle im Eichsfeld 

Eine Terrasse inmitten eines romantischen Bauerngartens, hausgebackenen Kuchen, Gemüse und Obst aus dem Garten und dem Duft von frisch gebackenem Brot in der Luft: Hof Sickenberg im Eichsfeld ist eine ländliche Idylle. Das 200 Jahre alte Bauernhaus stand früher direkt an der Trennlinie zwischen Ost und West. Das Fachwerkhaus war lange Zeit dem Verfall überlassen worden, bis Kristina Bauer, eine Agraringenieurin aus Göttingen, nach der Vereinigung Deutschlands das Gebäude kaufte und es in eine malerische Pension mit Café verwandelte. Jetzt ist es ein Geheimtipp für Romantiker und ein wunderschöner Ort, um die Seele inmitten der Natur baumeln zu lassen. Nicht weit vom historischen Hof entfernt befindet sich das Grenzmuseum Schifflersgrund. Es zeigt alte Militärfahrzeuge und Hubschrauber aus ostdeutscher Zeit sowie den am längsten erhaltenen Teil ostdeutscher Grenzanlagen.

Point Alpha - der heißeste Ort im Kalten Krieg 

Point Alpha war der Name eines US-Beobachtungspostens im sogenannten „Fulda-Gap“. Er galt als der heißeste Punkt im Kalten Krieg, an dem die NATO erwartete, dass der Warschauer Pakt im schlimmsten Fall zuschlagen würde. Der am Grünen Band gelegene Beobachtungsposten und die alten Grenzanlagen bilden heute ein Denkmal und ein Museum. Ein Wanderweg führt Sie dorthin und zum Museum „Haus an der Grenze“. Die Ausstellung konzentriert sich auf den Alltag an der Grenze und zeigt Wachtürme, Grenzinstallationen, Fotografien und Dokumente. Der 14,6 km lange Wanderweg führt entlang der „Route der Hoffnung“, wo 14 monumentale Skulpturen des Künstlers Ulrich Barnickel einen Abschnitt des ehemaligen Todesstreifens zwischen Hessen und Thüringen markieren.

Für eine nachhaltige Zukunft

Schatzkammer der Natur und Denkmal für spätere Generationen: Das Grüne Band zieht vor allem Besucher an, die intensive Erlebnisse suchen, einen Dialog mit der Natur abseits des Massentourismus. Das traditionelle Agrarmanagement spielt hier eine wichtige Rolle, und „grüne“ lokale Konzepte tragen zur Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus in der Region bei. Die Natur bildet einen beruhigenden Kontrast zur Vergangenheit. 

Mehr Informationen zum Grünen Band (www.gruenes-band-monumental.de) und dem Reiseland Thüringen gibt’s bei der Thüringer Tourismus GmbH unter der Rufnummer +49 (0) 361-37420, per Email an service@thueringen-entdecken.de und unter www.thueringen-entdecken.de.

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